Von August bis Oktober 2022 fand unter dem Projekttitel „WERKSTATTPALAST“ im Industriegebiet Karlsruher Rheinhafen ein zweimonatiges Wissens-, Kunstund Kulturformat statt, das sich mit dem Thema (Infra-)STRUKTUR aus verschiedenen Blickwinkeln heraus auseinandersetzte.

WIR BRAUCHEN EINEN WERKSTATTPALAST.


Unsere (Infra-)Strukturen sind auf jeder Ebene unserer Gesellschaft einem spürbaren Wandel ausgesetzt. Der Begriff Transformation findet sich daher zunehmend in allen Teilen der Wirtschaft, der Politik, der Kunstwelt, aber auch im täglichen Miteinander in der Kita, Schule oder im Betrieb. Branchenspezifisch wird jener Strukturwandel zwar erkannt und auch thematisiert, allerdings wird hierbei oftmals unterschätzt, dass je nach Fachgebiet und Bildungshintergrund ein ganz anderes Verständnis von Infrastruktur bzw. Strukturwandel ausgebildet wird.


Dies führt dazu, dass der Begriff „(Infra-)Struktur“ unterschiedlichste inhaltliche Aufladungen erfährt und nur schwer zu fassen ist. Ausgehend von der Tatsache, dass die Entwicklung von (Infra-)Strukturen nicht ausschließlich ein bauliches Phänomen darstellt, sondern die Konstruktion einer Gesellschaft den Einsatz all ihrer Akteur:innen, immateriellen und materiellen Ressourcen bedeutet, muss das Thema nicht etwa singulär, sondern dringend übergreifend behandelt werden.

Welche (Infra-)Strukturen kennen wir überhaupt und wie können sie nachhaltig und gerechter verändert werden?


Die Sprachlosigkeit unserer Gesellschaft ist in den letzten zwei Jahren pandemischer Unsicherheit gewachsen. Es fehlen Orte und Anlaufstellen, an denen man sich untereinander austauscht und neu erlangtes Wissen über alte und/ oder neu entstandene Grenzen hinweg geteilt werden kann. Nur so können wir eine Kultur des Diskurses und Konsens entwickeln, was für eine zukunftsfähige Gesellschaft eine unverzichtbare Voraussetzung ist.


Solch einen Ort zu entwickeln, ist das Hauptanliegen von KIT Innovation HUB – Prävention im Bauwesen und der Kunstinitiative ato. Wir benötigen eine fach-und themenübergreifende Plattform, auf welcher sich Vertreter:innen aus Wissenschaft, Kunst und Bürger:innen auf Augenhöhe begegnen. Es ist wichtiger denn je, Orte für unterschiedliche Ansätze und Meinungen zu schaffen, deren Begegnungen neben der Differenzierung auch Gemeinsamkeiten offenlegen und das kollektive Entwickeln von nachhaltigen (Infra-)Strukturen hervorbringen.


Baden-Württemberg, das als Bundesland sowohl hervorragende wissenschaftliche, künstlerische wie auch industrielle Zentren für Innovation beheimatet, diente als Startpunkt für das Projekt.

WIE?


Über die Dauer von zwei Monaten bot eine fliegende Infrastruktur aus Baugerüsten in Karlsruhe Platz für wissenschaftliche Beiträge, Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Fragen, künstlerischen Visionen, Gastronomie und einen Treffpunkt für Jung und Alt.


In Kooperation mit dem KIT Innovation HUB entwickelte die junge Kunstplattform ato ein kostenfreies und fachübergreifendes Programm für und mit Bürger:innen. Der temporäre, physische Ort des Projektes kann als einladender Startort gesehen werden, von dem aus ein immaterielles Netzwerk etabliert wird, das sich - über die Projektlaufzeit 2022 hinaus - mit Themen nachhaltiger (Infra-) Strukturen in unserer Gesellschaft beschäftigen wird.

Das Projekt

EINE FRAGE DER STRUKTUR


Wissenschaft und Kultur wird oft als Widerspruch empfunden. Praktisch sind es aber die zwei Seiten einer Medaille. Die Mehrdeutigkeit von Begriffen in der deutschen Sprache machen sie für viele so ausdrucksfähig, für andere sehr schwierig und für die nächsten verwirrend. Das gilt insbesondere für den Begriff der (Infra-)Struktur, der zum einen für alles, zum anderen für komplexe Einzelobjekte steht.


Während für die einen Struktur eine modellhafte Beschreibung von Molekülen darstellt, denken andere an städtebauliche Strukturen, ästhetische Strukturen, Organisationsstrukturen, Machtstrukturen oder Wirtschaftsstrukturen.


Was ist also überhaupt mit (Infra-)Struktur gemeint? Wer gestaltet und baut (nachhaltige) Infrastruktur und wie könnte der notwendige Strukturwandel praktisch aussehen?

  • Der WERKSTATTPALAST möchte Brücken bauen, auf kooperative und vielfältige Themenfelder unterschiedlicher Partner:innen eingehen und Interdisziplinarität mit aller Kraft fördern.


  • Ziel ist, dass alle beteiligten Akteur:innen (Wissenschaft, Kunst, Bauwelt, Bürger:innen) durch Diskurs und Kunst sensibilisiert werden, sich selbst nicht nur als Nutzer:innen, sondern als aktive Gestalter:innen zukünftiger (Infra-)Strukturen verstehen und Beiträge leisten.

DER PHYSISCHE ORT: DER WERKSTATTPALAST


Wir sind dankbar für die Unterstützung der Building Partners Group, die mit uns einen temporären Bau aus Gerüsten entwickelt hat, der als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche diente. Durch die Kombination aus baulicher Werkstatt-Ästhetik und hochwertigem Ausstellungsdesign wurden sowohl die Fragen rund um nachhaltige Werkstoffe, gesellschaftsfähige Infrastruktur, wie auch das Thema der Struktur der Kunstwelt unter einem Dach verhandelt und visuell vermittelt.

Indem der WERKSTATTPALAST 2022 im Karlsruher Rheinhafen aufgebaut wurde, wurde eine Öffnung des Hafens für die Stadtgesellschaft ermöglicht, die bis dahin nur eingeschränkt existierte.



THEMENBLÖCKE


Neun Themenblöcke, die anhand von Kunstwerken, einer Materialbibliothek, Workshops und Symposien bearbeitet wurden: Jedes Wochenende widmete sich einem neuen Thema, das sich in vielfältiger Weise mit dem übergeordneten Thema „Struktur“ auseinandersetzt.


Themenblöcke pro Woche


▶︎ W 01:

Opening

▶︎ W 02:

SPIEL oder REGELN

▶︎ W 03:

TAKT oder TAKTLOS

▶︎ W 04:

(UN-)ABHÄNGIGKEITEN

▶︎ W 05:

NANO oder MAKRO

▶︎ W 06:

FORM oder NORM

▶︎ W 07:

HAFEN GESTALTEN

▶︎ W 08:

WIE FAIR TEILEN?

▶︎ W 09:

KREISLAUF DENKEN

▶︎ W 10:

ZUKUNFTSFEST