"ATELIERS WERE NEVER CLOSED" - IM MAI: Rythm Rhymes Ritual
1. Mai 2021 - 31. Mai 2021Peter Piek und Michael Goller bilden den Startschuss für die Reihe "ateliers where never closed", bei welcher die Künstler:innen einen nahbaren Einblick in ihr Schaffen ermöglichen.
ORT
Atelier in Leipzig und Chemnitz
ZEIT
im Mai
RYTHM RHYMES RITUAL
Michael Goller beschreibt die Zusammenarbeit mit seinem Künstlerkollegen Peter Piek wie folgt:
Eine Ausstellung ist ja mehr als die Summe der ausgestellten Bilder oder Objekte, es scheint dabei aus der Zusammenschau ein neues beseeltes Wesen zu entstehen, eine neue Identität. Das ist etwas sehr Spannendes.
Etwas Neues, was in die Welt kommt und kommen darf in einer Art dialogischem Experiment – zumal, wenn die Idee der Auslotung des dialogischen Zwischenraums nun auch interpersonell gefasst ist und wie sich wie hier auch noch auf zwei Orte aufteilt.
Für diese Ausstellung war der Zeitpunkt irgendwie reif. Denn der Dialog ging bereits voraus, über ein Jahr durch die gemeinsame Arbeit an an einem Hörbuch zu einem gemeinsam geschriebenen Buch. Also der Dialog par excellence. Und andererseits durch die individuelle, man könnte sagen – und besonders in der derzeitigen globalen Lage für eine Allgemeinheit nun auch intuitiver nachvollziehbar – eremitische Arbeitsweise der einzelnen bildsprachlichen Positionen.
Für den Betrachter und Hörer könnte es sehr interessant sein, was während dieses Jahres Hörbuchaufzeichnung im jeweiligen Atelier passiert ist. In meinem Fall passiert es noch, denn die ausgestellten Bilder sind noch gar nicht fertig, sie wachsen vielmehr schon seit einem Jahr geduldig und auch mal ungeduldig, erfahren im Entstehen alle Licht- und Gefühlssituationen. Und doch sind sie fertig in jedem einzeln absichtlos formulierten Akt des Prozesses. Ich habe das in ein Ritual eingebettet, welches den Prozess trägt, wie die Notenzeile eine Komposition, und innerhalb dessen „Grammatik“ eine unlimitierte Freiheit sich öffnet und die Zeit sich dabei bis auf einen winzigen Punkt auszuweiten scheint. Es ist wie das Wasser eines Flusses, das nicht handelt, sondern sich wandelt. Dieser Fluss ist der innere Mensch. Der innere Mensch handelt nicht. Er wandelt sich. Er fließt. Er ändert sich nicht. Er ist. An jeder Stelle gleichzeitig. Es ändern sich die Ufer, die Einspiegelungen, das Laub, die Steine. Gefühl des Fremdseins am Äußeren. Fremdheit als Begegnung des Innen und des Außen. Das Fremde als eine Einspiegelung.
Das Innere ist im Wandel immer neu und doch es selbst, nie fremd und gleichzeitig überall, auch im scheinbaren Außen. Mein Werkzeug, um diese Wandlung erfahrbar zu machen: das Ritual. Der Prozess der Wandlung bleibt dabei im Zeitfluss organisch. Die Auswahl der Farben wie zufällig. Die Situation, unaufhörlicher Neuanfang, ständige Offenhaltung und Annahme dessen, was so wächst, damit etwas sichtbar wird, was erst nach Monaten sichtbar werden kann.
Das Ritual darf sich natürlich auch anpassen, wenn es nach einer Zeit durch Änderung der äußeren und inneren Bedingungen, und sei es nur der unterschiedlichen saisonalen Tageslängen, seine Lebendigkeit einzubüßen droht. Das sind Entscheidungen, die die „Grammatik“ betreffen und dadurch gibt es einen Rhythmus. Ritual und Rhythmus, Rhytmus und Ritual.
Und das Atelier ist zur Vermittlung der authentischste Ort, der denkbar wäre; wo gerade das Unsichtbare nicht verloren geht. Es ermöglichst ja dem Betrachter, sich direkt in den Ritualraum einzufühlen, hineinzutauchen, und etwas vom Frieden und Glück des ausgedehnten Horizontes darin zu erfahren.
Ich habe Peters Installation Anfang April gesehen und war von deren Aura irgendwie berührt, im Gespräch stellte sich heraus, dass ja gerade die Elemente Rhythmus und Ritual immer wieder auftauchten, um sich dem Inhalt anzunähern. Und da war dann die Idee, das auch zu teilen und auszuloten. Vom Startpunkt der Neuen Welt gelingt es möglicherweise ganz hervorragend, die Einzelwerke zu erschließen, aber natürlich auch nach dem Besuch der Ateliers via Buch oder Hörbuch mit neuem Blick an Bord des „Farb-Raumschiffs“ der „Neuen Welt“ zu gehen.
Participating artists:
Peter Piek