Fragen an die Künstlerin Valeria Heisenberg

Ein Klischee besagt, dass Künstler*innen ungern über ihre Kunst sprechen. In unserer Reihe fragen wir sie trotzdem. Diesmal Valeria Heisenberg. Lesezeit: 4 Minuten

Das Motiv der Reflexion erscheint immer wieder in deinen Werken. Was fasziniert dich daran? 

Mich interessieren Fragen über unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit. In den Spiegelungsbildern kann ich mich malerisch mit diesen Fragen auseinandersetzen. Die Bilder zeigen nicht nur den Raum vor der Kamera, sondern in der Reflexion im Glas auch den Raum dahinter, gleichzeitig zeigt die glasklar lackierte Oberfläche aber auch immer den gegenwärtigen Raum in seiner spiegelnden Oberfläche.  

Wie prägend war das Studium an der Kunstakademie für deine eigene Praxis?  

Die Zeit an der Kunstakademie war sehr prägend für mich. Ich hatte in dieser Zeit die Möglichkeit, mich als Malerin zu hinterfragen, andere Wege auszuprobieren, immer wieder von vorne anzufangen und schließlich meine experimentelle Form der Malerei zu entwickeln. Die Städelschule unter Kasper König hat unglaublich viele Künstler angezogen, die dort gelehrt oder Vorträge gehalten haben. Sie war offen, frei, chaotisch und gleichzeitig unglaublich produktiv. 

Wann ist eine Arbeit fertig?  

Als Künstler trifft man im Malprozess immer wieder Entscheidungen, auch die Entscheidung, dass das Bild jetzt fertig ist und ausgestellt werden kann. Ich kann mir aber auch vorstellen über einen richtig langen Zeitraum Schicht für Schicht an einem Bild zu malen, das hat auch etwas sehr Verführerisches. 

Gibt es ein Thema, das du immer wieder wiederholst?  

Das Thema der Reflexion begleitet meine Bilder kontinuierlich. Mal offensichtlicher, mal weniger offensichtlich, es spielt in fast allen Bildern eine Rolle. Dann gibt es noch das Thema des Bodens, das sich als einziges Thema sowohl in den Malereien als auch in den Aquarellen wiederfindet. Bei den Aquarellen sind es die Parks und Stadtlandschaften. Es ist wichtig für mich, mir thematisch immer wieder einen Rahmen zu stecke und in diesen Grenzen in die Tiefe zu gehen 

Welche Ausstellung fandest du zuletzt sehr gut?  

Die letzten beiden Biennalen in Venedig haben mir sehr gut gefallen. Es gab viele Künstler*innen zu entdecken, viel Neues und Unbekanntes und auch großartige Einzelausstellungen wie Christoph Büchel in der Fondazione Prada.  

Von welchem Kunstwerk warst du das letzte Mal ergriffen? 

Christoph Büchels Ausstellung Monte de Pietà in der Fondazione Prada in Venedig 2024 hat mich nochmal vollkommen neu über Kunstproduktion nachdenken lassen. 

Welches Material spricht am meisten zu dir? 

Lack. 

Welches Werkzeug ist essenziell für dich? 

Die Lackierpistole, optimal in der Hand eines professionellen Lackierers. 

Wer ist dein Vorbild?  

Meine beiden Großmütter und meine Großtanten. Und meine beste Freundin. Sie sind Vorbild in ihrer Unabhängigkeit und Freiheit, sich lebenslang für die Dinge einzusetzen, die ihnen wichtig waren und immer mit großem Interesse für die aktuellen Fragen. Außerdem beeindruckt mich die Fähigkeit dieser Frauen, ihre Mitmenschen ohne Vorurteile zu sehen und jedem wirklich auf Augenhöhe zu begegnen. 

Was hast du in letzter Zeit neu gelernt? 

Unser Sohn hat in den Corona Jahren angefangen zu malen. Jetzt ist er an der Kunstakademie aufgenommen worden. Durch seine malerische Arbeit hat sich auch mein Blick auf meine Umgebung und meine eigene Malerei nochmal verändert. 

Welcher Kritik an deinen Arbeiten musstest du dich bisher stellen? 

Die Tatsache, dass ich so lange an meinen Lackbildern arbeite und entsprechend wenig Bilder über das Jahr male, wurde immer wieder von Galerist*innen kritisiert. Das war auch ein Anlass, warum ich angefangen habe, parallel zu meinen Lackbildern Aquarelle zu malen.  

Was war der beste Rat, der dir je gegeben wurde? 

Nicht der beste Rat, der mir je gegeben wurde, aber einer, dem ich zum Glück gefolgt bin: Nach meiner ersten großen Ausstellung meiner Lackbilder wurde ich von einer Galerie angefragt, ob ich die Lackbilder nicht auch als Papierarbeiten malen könnte. Diese Anfrage habe ich damals als unmöglich abgelehnt. Einige Zeit danach in New York habe ich dann aber angefangen, meine Motive als Aquarelle auszuprobieren Die schwebenden Farbschichten im Aquarell sind den Farbschichten meiner Lackbilder sehr verwandt. Was als Entwürfe für meine Lackbilder begonnen hat, ist nun eine eigenständige Arbeit parallel zu den Lackbildern geworden. 

Welchen Rat hast du ausgeschlagen? 

Keine Kinder zu bekommen, wenn es mit der Karriere klappen soll. Ich habe es nie bereut. 

 

(1) Valeria Heisenberg, Tränenpalast, 2023. (2) Valeria Heisenberg, Mauerpark, 2023.

Portraitfoto: © Carla Heisenberg

Instagram: @valeria_heisenberg