So eine Schlange hat Steglitz lange nicht gesehen: Anfang April tummelte sich vor dem Schloss-Straßen-Center ein Party-Publikum, das im bürgerlichen Südwesten der Stadt sonst rar ist. Das Rave-Kollektiv Spatial Tactics, die Producerin und Kuratorin Nihal Ünsal und Schauspieler Samuel Schneider hatten in die erste Berliner Primark-Filiale eingeladen, die 2023 geschlossen und zu einem Kulturzentrum umfungiert wurde. Techno-Rave in einer alten Mall? Klingt gut, wäre aber in Berlin nichts Neues. Was dort stattfand, war viel überraschender und unterhaltsamer: eine Wrestling-Show, die den Titel Alle gegen Alle trug.
Beim Wrestling geht es bekanntlich nur oberflächlich um den sportlichen Wettkampf. In Wahrheit stehen die fiktiven Charaktere, Kostüme und Show im Vordergrund. In der Steglitzer Arena kämpfte eine Biene gegen eine Blume, die sich vor der Bestäubung durch die Biene wehren wollte. Weitere Fights waren ein Zen-Meister gegen Ninja-Turtles, ein Schwein gegen einen Metzger. Dann gab es einen Käse namens „Young Gouda“, dessen Endgegner hieß „Gentrification“. Dieser wurde von einer Poledancerin verkörpert, weil Poledancing mittlerweile Yoga als hippen Szenesport abgesetzt hat. Dass so viel Storytelling mit Wrestling möglich ist, ließ einige Gäst*innen erstaunen. Wenn man so will, ist es das zugängliche Theater, weil es nicht verkopft, sondern voller nackter Haut, Kunstblut und Schweiß ist.