Startseite

Das alte Gemälde zeigt im Vordergrund ein Ehepaar, dass Geldmunzen auf einer Waage abwägt

How-To Förderantrag

Ein Artikel über die Dos and Don’ts beim Schreiben von Förderanträgen. Adressiert alle, denen die Ideen nie ausgehen, die Umsetzung aber manchmal schon an der Finanzierung scheitert.

Was sollte beim Schreiben von Förderanträgen oder Bewerbungen beachtet werden?

Die Kunstwelt und auch die gesamte Kreativbranche ist geprägt von Menschen, die voller Ideen und Visionen sind. In den Universitäten wird ihnen beigebracht, keine Scheu vor großen Projekten zu haben und Hürden zu überwinden – grundsätzlich kein schlechter Ansatz. Begrenzungen, zum Beispiel ein (fehlendes) Budget, hindern jedoch die Kreativität.
Aus diesem Grund lohnt es sich, schon während des Studiums und darüber hinaus, sich Gedanken über Finanzierungsmöglichkeiten von künstlerischen Projekten zu machen. Eine Förderung durch öffentliche oder private Gelder kann die Lösung sein. Förderanträge stellen ist mühselig und zeitintensiv, vor allem dann, wenn man kaum Übung hat. Früher oder später kann es sich aber auszahlen. Der folgende Artikel bietet einen ersten Leitfaden und einige praktische Tipps für das Erstellen eines Förderantrags. 

Vom Großen ins Kleine: Wieso gibt es überhaupt Förderanträge?

Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Eine öffentliche Institution (beispielsweise ein Ministerium oder eine Kommune) hat eine politische Agenda, wie zum Beispiel: Es soll mehr kostenloses Kulturangebot für Kinder geben, ein Brachgelände soll sozial aufgewertet werden, nachhaltige Kunstprojekte sollen gefördert werden.
Um dies zu erreichen, braucht es das richtige Konzept und ausreichend Geld. Also wird ein Budget bestimmt und eine öffentliche Ausschreibung im Sinne der Agenda lanciert.
Auch bei Geldern von privaten Förderern, zum Beispiel Stiftungen, ist es ganz ähnlich. Jede Stiftung hat einen Stiftungszweck, ähnlich einer Agenda. Wer im richtigen Budgetrahmen den Zweck bestmöglich erfüllt, bekommt die Bewilligung.

WICHTIG: Die politische Agenda ist key! Versuche erst gar nicht ein Konzept einzureichen, das nicht bestmöglich die Ziele der Geldgeber erfüllt. Wenn die Agenda mehr Diversität in Ausstellungen ist, musst du herausstellen, dass dein Konzept von Grund auf divers gedacht ist. Und nicht, dass du irgendeine Idee hattest und diese jetzt mit einem diversen Team umsetzen willst.

Was ist der Unterschied zwischen einer Förderung durch öffentliche und durch private Gelder? 

Öffentliche Gelder kommen aus der politischen Verwaltung und sind Steuergelder. Oft sind sie ganz klar einem Ministerium zugeordnet, welches einer politischen Führung unterliegt. Da diese unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit stehen, kann man davon ausgehen, dass die Antragsformalitäten komplexer sind. Das Geld darf nicht „mal so eben“ rausgegeben werden. Antragstellende müssen genauen Rechtsformen entsprechen, zum Beispiel ein Verein oder eine gemeinnützige GmbH sein. Ein gemeinnütziges Projekt eines klassischen Unternehmens oder einer Einzelperson hat oft keine Chance.
Bei privaten Geldmittelgeber*innen ist das oft einfacher. Dafür sind die Auswahlverfahren nicht immer so durchsichtig. Wenn die Konkurrenz ein Jurymitglied kennt, könnte ihr das bereits helfen. 

WICHTIG: Setze nicht alles auf eine Karte und reiche bei unterschiedlichen Institutionen einen Antrag ein. Auch die bestmögliche Jury wird am Ende ihre Entscheidung nicht rein objektiv treffen. 

Wie findet man den passenden Förderantrag?

Öffentliche Ausschreibungen findest du oft auf den Seiten der Ministerien, Bezirke oder Kommunen. Je nach Sektor gibt es eigene Ausschreibungsportale, in denen sie gebündelt zusammengetragen werden. 
Es gibt auch Stiftungsportale, beispielsweise www.stiftungssuche.de. Hier kannst du nach Stichworten die richtige Stiftung für dein Projekt finden.
Die Recherche für passende Ausschreibungen bedarf bereits ein bisschen Zeit. Der nächste Schritt ist allerdings mindestens genauso wichtig: ein Blick in die Förderrichtlinien!

WICHTIGDie Rechtsform, Lokalität und genug Referenzen sind die häufigsten Ausschlussgründe. Es lohnt sich immer, die Förderrichtlinien gewissenhaft zu lesen. Zum einen erhält man so einen guten Überblick über das tatsächliche Ziel der Förderung, zum anderen ist nichts ärgerlicher als ein übersehenes Ausschlusskriterium.

Die wichtigsten Portale zum Recherchieren von Förderanträgen:

WICHTIG: Wenn du eine geeignete Ausschreibung gefunden hast und auch die Förderrichtlinien passen, dann hilft es, vorab telefonischen Kontakt aufzunehmen. Oft erfährst du auf diesem Wege, worauf wirklich Wert gelegt wird und bekommst ein besseres Gespür, was für einen erfolgreichen Antrag benötigt wird.

Was muss ich beim Schreiben eines Förderantrags beachten?

Zuallererst muss das Ziel des Projektes herausgestellt werden und im Idealfall sollte dies identisch mit dem Ziel der Geldmittelgeber sein. Das Konzept muss schlüssig und möglichst einfach beschrieben sein. Hierfür hilft es, die Rahmenbedingungen ganz klar herauszustellen. Wenn man den Antrag ein zweites Mal lesen muss, um ihn zu verstehen, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit abgelehnt.
Referenzen zeigen, dass du oder dein Team tatsächlich dazu in der Lage seid, ein Projekt umzusetzen und vor allem, dass ihr bereits jemanden von euch überzeugen konntet.
Beim Ausformulieren hilft es, an der richtigen Stelle ein passendes Buzzword zu benutzen: transparent, interaktiv, hybrid, niedrigschwellig, inklusiv. Aber Achtung: Leere Worthülsen haben den gegenteiligen Effekt! 
Zu guter Letzt: Der Titel, wenn auch Arbeitstitel, ist wichtiger als man denkt. Ein Titel allein entscheidet nicht über die Zusage, aber er ist das, was am längsten in Erinnerung bleibt.

WICHTIG: Egal, wie wichtig du den einen Absatz noch findest, egal welches tolle Design du dir überlegt hast – richte dich immer nach den Vorgaben zur Antragseinreichung. Werden beispielsweise maximal 1000 Zeichen verlangt, solltest du diese in keinem Fall überschreiten. 
Letter of Intent (Bestätigungen von Projektpartner*innen, dass sie bei einem erfolgreichen Antrag mitmachen) sind übrigens das Gold der Antragswelt

Einige Beispiele für Buzzwords, die du für deinen Förderantrag verwenden kannst (Grafik: Hannah Klein)

Fast jeder Förderantrag braucht einen Zeitplan, was sollte man hierbei beachten?

Zur Erstellung eines Projektzeitplans eignet sich ein Gantt-Diagramm. Hierfür geht man am besten wie folgt vor:

  1. Alle Aufgaben sammeln, die zur Projektumsetzung benötigt werden. Zeitlichkeit spielt erst einmal keine Rolle.
  2. Zeitrahmen schätzen, den es braucht, um Aufgaben zu erfüllen.
  3. Aufgaben nach Bereichen (Marketing, Aufbau, Abbau, Recherche, etc.) sortieren
  4. Zeitraum festlegen, in dem das Projekt stattfinden soll und diesen auf einen waagerechten Zeitstrahl eintragen. Meilensteine markieren. Dies kann zum Beispiel der Tag der Eröffnung sein oder ein Veranstaltungsdatum. 
  5. Übergeordnete Bereiche auf einer senkrechten Achse anordnen.
  6. Aufgaben innerhalb ihrer Bereiche chronologisch im Zeitstrahl anordnen.

Was erst einmal kompliziert klingt, ist am Ende ein sehr übersichtlicher Plan des Projektablaufs. Das Gute ist, dass man sich zum einen selbst bewusst wird, was das Projekt braucht, und zum anderen den Jurymitgliedern zeigt, dass man das gesamte Projekt einmal von Anfang bis Ende durchdacht hat.

WICHTIG: Ein Zeitplan lebt von genug Puffern! Alles kommt immer anders und alles ist immer langsamer als gedacht. 

Gantt Diagramm beinhaltet eine Grafik, die die Dauer von Arbeitspaketen veranschaulicht
Ein Gantt-Diagrammm wie dieses kann helfen ein Projekt zeitlich zu planen (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gantt-Diagramm)

Am Ende zählt das Geld – was sollte bei einem Finanzplan beachtet werden?

Zur Erstellung des Finanzplans hilft es, zuerst den Zeitplan zu erstellen. So musst du lediglich allen Aufgaben ein Budget zuordnen. 
Um sicherzugehen, dass du tatsächlich nichts vergessen hat, hilft es diese Kostenpositionen noch einmal durchzugehen: 
Honorare, Personalkosten, Materialien (Sachmittel), Räumlichkeiten, Marketing, Print, Dokumentation, IT, Technik, Fahrtkosten, Transporte, Verpflegung, GEMA, Versicherung, behördliche Kosten, Abgaben an die Künstlersozialkasse, allgemeine Nebenkosten (Strom, Wasser, Telefon, Internet, etc.).
Beim Finanzplan gibt es viel zu beachten. Gerne schleichen sich Fehler bei Netto/Bruttowerten ein. Es ist daher ratsam, noch eine weitere Person über den Finanzplan schauen zu lassen. Nicht nur ein schlechter Finanzplan kann ein Ausschlusskriterium sein, auch die Antragsbewilligung kann zu Problemen führen. Oft ist es gar nicht so leicht zu argumentieren, warum sich einzelne Posten verschieben. Mit derAnfangskalkulation sollte man das Projekt tatsächlich umsetzen können.

WICHTIG: Im Finanzplan geht es nicht nur um Kosten. Es wird ebenfalls gerne gesehen, dass man sich über den Antrag hinaus noch weitere Gedanken über Finanzierungen gemacht hat. Zum Beispiel durch Eintrittsgelder, Sponsoring, weitere Fördermittelgeber. Die beantragten Gelder sollten also nur die Differenz aus Kosten und weiterer Finanzierung sein. 

Der Förderantrag wurde abgelehnt – und nun?

Leider gibt es wohl kaum eine Person, die nicht mehr Absagen als Zusagen erhält. Das Problem bei Förderanträgen ist, dass man viel Zeit in etwas steckt, dessen Ausgang sehr ungewiss ist. Umso besser ist es, wenn man ein Projekt nicht ausschließlich bei einer Organisation einreicht. In der Förderantragswelt gilt ganz klar: Mehr ist mehr. 
Und eine Absage bloß nicht persönlich nehmen! Aufstehen, Krönchen richten und weiter geht’s. (lol)

Alle Links auf einem Blick:
www.stiftungssuche.de // www.förderdatenbank.de // www.bbk-bundesverband.de // www.artports.com // www.igbk.de // www.kreativkultur.berlin // www.kunstbuero-bw.de

Titelbild:
Quentin Massys, Der Geldwechsler und seine Frau, 1514, Öl auf Leinwand, Louvre (Quelle: Wikimedia Commons)