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Eine gelbe Figur von Edward Munch die sich schreiend den Kopf hält

Konsumformate Teil 4: ohnetitel3000 auf TikTok

Du verspürst Lust auf Kunst, doch du liegst reglos wie eine Kartoffel auf der Couch? Keine Sorge, we got you! In dieser Reihe empfiehlt Aras San Kunstformate, die du über den Bildschirm rezipieren kannst. Lesedauer: 2 min

Es ist schwer, wirklich schwer, heute noch etwas auf Social Media zu reißen. Einen neuen Kanal zu gründen und auf die Gunst der User*innen zu hoffen, erfordert Ausdauer und auch immer ein bisschen Glück. Besonders, wenn es dann auch noch ein Kunstvermittlungsformat ist. Der öffentlich-rechtliche TikTok-Kunstkanal ohnetitel3000 hat es trotzdem gewagt.

Was kunsttechnisch auf TikTok gar nicht geht: Menschen vor der Kamera, die dröge Sätze über Künstler*innen und Kunstwerke einsprechen, minutenlang, ohne Schnitt und ohne Charme. Wer heute Content über Kunst machen möchte, muss gänzlich neu denken, die eigenen Sehgewohnheiten auf den Kopf stellen und das Medium richtig bedienen.
Das alles scheint ohnetitel3000 verstanden zu haben. Der relativ neue Account versucht nicht einmal, traditionelle Vermittlungsprinzipien zu berücksichtigen. Nein, er skippt umständliche Tiefsinnigkeit und klassische öffentlich-rechtliche Pädagogikmaßnahmen. Dafür stellt er von Anfang an die heute einzig richtige Frage: Wie kreiere ich ein Video, an dem die Leute hängen bleiben?

Das Format besteht aus Animationsclips, die nie länger als 30 Sekunden dauern. Sie behandeln alle möglichen Phänomene aus der Kunst, aber auch lebensnahe Themen sind darunter. Bizarre Vorkommnisse wie ein zerschredderter Banksy, Tipps für mehr Kreativität im Alltag oder kritische Fragen zu Schwachstellen des Kunstmarkts. Immer mit einem zwinkernden Auge zu verstehen.

Buntes Comicbild von einer Figur, die Vincent Van Gogh ähnelt.

Diese Themen werden in gekonnter Comic-Ästhetik (die beinahe selbst etwas Künstlerisches hat) als Mini-Kurzgeschichten erzählt, deren Protagonist ein kleiner Brotkanten namens Knust ist. So albern das klingen mag, es funktioniert. Denn mit seinem Cartoon-Konzept lässt ohnetitel3000 gut gemeinte Erklärvideos oder langwierige Ausstellungsführungen meilenweit hinter sich. 

Klar, wie immer bei Social Media muss man den Content nicht mögen. Man kann ihn sogar etwas komisch finden. Aber spätestens beim vierten Video, wenn die Mundwinkel leicht nach oben gehen, muss man sich eingestehen, dass da etwas ganz Eigenes in der Mache ist. Man schmunzelt und hat sogar so etwas wie einen Heureka-Moment.

Diese Art der Wissensvermittlung, gehört – und das muss man anerkennen – zur pädagogischen Königsdisziplin. Inhalte werden hier nicht einfach vom Sender an die*den Empfänger*in transportiert. Man versieht sie mit einem Schuss Humor, damit sie wirklich hängenbleiben. Damals in der Schule, wenn Lehrer*innen ihren Stoff mit einem Witz verknüpften, wurde es oft cringe. Hier funktioniert es irgendwie. Der Slogan des Kanals lautet übrigens ganz albern Irgendwas mit Knust. Nicht Kunst, sondern Knust, wie beim Brot. Finden wir smypathisch.

Alle Folgen findet ihr hier: ohnetitel3000 auf TikTok