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Ein Mann tritt auf einen am Boden liegenden Rechen und stößt sich somit den Kopf am Rechenstiel

Kuratieren oder kuratiert werden, das ist hier die Frage

An dieser Stelle gibt es regelmäßig Memes von unserem Lieblings-Art-Meme-Account Freeze Magazine. Kommentiert werden sie von Helena Kühnemann, Autorin und Künstlerin aus Berlin.

A: “Hey, hast du B mir bei einer Aussi zu helfen?”
B: “Ja. Lass mal eine Exhi zusammen machen.”

Der Trend zu Verniedlichungen “Urli” für Urlaub, “Spatzi” für Spaziergang, “Hungi” für Hunger, usw. schlägt gerade große Wellen. Dabei gibt es verschiedene Modi, in denen man zusammen an einer “Exhi” (Exhibition), wahlweise auch “Aussi” (Ausstellung) genannt, worked. Help out a friend- man wechselt sich ab mit der Position des Kuratierens oder Kuratiertwerdens. Wie hängen also das Arbeiten für sich und das Arbeiten für Andere zusammen?

Hinter der eigenen künstlerischen Arbeit versteckt sich das Versprechen der Autonomie: Selbstverwirklichung, das eigene Ding machen. Das Hobby ist der Beruf.
Dabei ist man gefangen in einem double bind, einer Zwickmühle: Arbeit soll einen intrinsisch, also aus sich heraus befriedigen, ist aber gleichzeitig auch abhängig von der Meinung der Anderen, sei es durch den Markt oder die Erwartung des Publikums. Ergo bauen sich Konkurrenzverhältnisse, durch hyper kompetitive Marktstrukturen auf. Die beste Antwort, die ich bisher gegen diesen Markt finden konnte, ist: vernetzen, zusammentun, sich unterstützen, kollektiv arbeiten. Das wäre doch das Ideal: arbeiten mit den eigenen Freund*innen. Work-Life-Fun-Balance finden. Aber wie jede Utopie hat auch diese Idee ihre Schattenseiten.
Arbeit mit Freundschaft zu mischen endet gern im Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. 

Die gemeinsame “Aussi” endet also in einem Verhältnis aus freundschaftlicher Verbindlichkeit und unprofessioneller Unverbindlichkeit. Dazu kommt der Kater nach der “Verni” (Vernissage), eine Menge “oh, die Nachricht kam jetzt erst an” und “hey, ich schick dir die Repros (Ausstellungsdokumentation) dann nächste Woche. Versprochen!”
Manche Freund*innenschaften brauchen danach erstmal eine kurze Pause. Anderen genügt es, sich einige Wochen in schweigender Co-Existenz, aka ghosting, zu üben.

Ob man selber ausstellt oder kuratiert, am Ende wartet immer der sprichwörtliche Tritt auf die Harke der Erkenntnis. Warum also nicht kollektiv auf der Harke sliden, bis man unten angekommen ist? Und einem sprichwörtlich die Erkenntnis an den Kopf schlägt, dass man in Beziehungen am besten damit anfängt, an sich selbst zu arbeiten, anstatt die Fehler im Gegenüber zu finden.

Mehr witzige Kunst-Memes von Cem A. auf @freeze_magazine.