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Worauf sollte ich 2023 beim Kunstkauf achten?

Unsere Autorin Hannah Klein gibt einen kleinen Leitfaden zum Kunstkauf. Worauf ist im Jahr 2023 besonders zu achten? Welche Bedeutung haben NFTs beim Kunstkauf und sollte man in Krisenzeiten auf das Kaufen von Kunst verzichten?

Während der Pandemie hat sich der Kunstmarkt drastisch verändert. Was zuvor in Galerien stattfand, hat sich ins Digitale verlagert. Plötzlich drehte sich alles um NFTs, die den Kunstmarkt revolutionieren würden. Nach den skandalösen Crashs von großen Krypto-Börsen wie FTX ist die Euphorie um Blockchain nun etwas verflogen. Dennoch, ein Wachstum des digitalen Kunstmarktes ist geblieben.

Ob analog oder digital, die Entscheidung für ein Kunstwerk ist oft mit einem größeren Investment verbunden. Da sollte man sich vollends sicher fühlen.
In erster Linie gilt: Vertrauen zur Verkaufsplattform und Informationen zur Kunst und Künstler*innen sind immer der Ausgangspunkt einer guten Entscheidung. 
Im Folgenden nenne ich einige Punkte, die man beim Kauf von Kunst beachten sollte – so ist die Freude danach umso größer.

Detailaufnahme eines Mobiles mit Angelhakender Künstlerin Hannah Cooke während einer Ausstellung in Karlsruhe
Aesthetic Mobile "Fishkin" der Künstlerin Hannah Cooke im Rahmen der Ausstellung "Solo – im Juli", organisiert von ato (Foto: Sebastian Heck)

Was gibt es bei Drucken und Editionen zu beachten?

Neben der Signatur ist es wichtig, dass das angegebene Druckverfahren das richtige ist. Lithografie, auch Steindruckverfahren genannt, ist ein relativ aufwändiges und daher meist kostspieliges Verfahren: Ein Stein wird mit erhöhtem Druck auf Papier gepresst und es zeichnet sich, sofern der Druck großflächig ist, ein charakteristischer Prägerand ab (nicht zwingend). Zudem sind die Steinplatten im Gegensatz zu Metallplatten oft nicht ganz ebenmäßig, was sich vor allem an den Rändern zeigt.
Es gibt auch hochqualitative Offsetdrucke. Da die Produktion aber immer etwas einfacher ist, sollte es ein wenig günstiger sein, als eine vergleichbare Lithografie. 

Was hat es mit einem Zertifikat auf sich?

Zertifikate für Kunstwerke sind bei vielen Galerien, ob online oder offline, eine gängige Praxis. Meist ist es eher eine Beschwichtigung für Käufer*innen als tatsächlich ein fälschungssicherer Nachweis. Sollte sich wirklich eines Tages die Frage nach der Echtheit eines Kunstwerks stellen, ist die Rechnung der stärkste Beweis. Sie ermöglicht die Rückverfolgung des Kunstwerks und damit die Garantie, dass eine Galerie tatsächlich das Kunstwerk verkauft hat. Man sollte demnach stets die Rechnung aufbewahren und auch bei einem Sekundärkauf die vorherigen Rechnungen einfordern. NFTs haben die Möglichkeit, genau diesen Verkaufsweg eines Kunstwerks in der Blockchain unwiderruflich zu dokumentieren. Eine Transparenz, die es in der Form bis dato auf dem Kunstmarkt noch nicht gab.

Ich bin neu in der Kunstwelt und möchte keine falsche Entscheidung treffen, was kann ich tun?

Grundsätzlich gilt, egal ob online oder offline: Man sollte ein Vertrauen zu dem Ort haben, an dem man ein Kunstwerk kauft. Hier geht es nicht ausschließlich um Renommee und Bekanntheit, denn gerade kleine Galerien und Verkaufsplattformen können Zugang zu jungen, aufstrebenden Künstler*innen herstellen und sind oft bemüht, durch Vermittlungsarbeit neuen Positionen eine Chance auf dem Kunstmarkt zu geben. 
Man sollte aber ein gutes Gefühl haben, welches zum Beispiel durch die Möglichkeit einer persönlichen Kontaktaufnahme gestärkt wird. Es gilt der gesunde Menschenverstand, denn auch bei Online-Plattformen kann man zum Beispiel durch das Erscheinungsbild und den Aufwand, der in Texte, Bilder und Inhalte gesteckt wurde, gut einschätzen, ob es sich um Personen mit einem tatsächlichen Anliegen oder nur um den nächsten Kunstshop ohne Qualitätsanspruch handelt.

Nahaufnahme der farbigen Poster des Künstlers Von Silberland in einer Ausstellung in Berlin
Ausstellung "Never take candy from strangers" des Künstlers Von Silberland, organisiert von ato (Foto: Von Silberland)

Worauf sollte ich online beim Kunstkauf achten?

Der Online-Kunstkauf bietet einige Chancen, die Käufer*innen clever nutzen können. So ermöglicht er beispielsweise eine Preistransparenz, wie sie in herkömmlichen Galerien oft nicht vorherrscht. Online ist der Preis eines Kunstwerks sofort ersichtlich, wohingegen in Galerien meistens bestimmte Personen zur Preisermittlung angesprochen werden müssen. Dies stellt für viele eine Hürde dar und birgt zudem Spielraum für Intransparenz.

Sollte ich den persönlichen Kontakt suchen?

Was für viele Interessent*innen ein Vorteil der herkömmlichen Galerien ist, ist die Tatsache, dass man vor Ort persönlich ins Gespräch kommen kann. Allerdings ist dies auch online möglich, oft sogar wesentlich niedrigschwelliger. Sofern es sich um eine Online-Galerie mit tatsächlichen Gesichtern dahinter handelt, sollte man in keinem Fall davor zurückschrecken, die Ansprechpersonen via Mail, Chat oder Telefon zu kontaktieren. Sie sind dafür da und kennen sich meistens detailliert mit der Kunst und dem Verkaufsprozedere aus. Online-Systeme sind ein Hilfsmittel, um Strukturen einfacher und zugänglicher zu gestalten – schließen zugleich aber nicht das Persönliche aus. 

Wie kann ich immer auf dem Laufenden sein?

Ein weiterer Vorteil, den Online-Kunstplattformen bieten, ist, dass man über Social-Media-Kanäle (Instagram, Facebook, etc.), Newsletter, Lesezeichen der Website und weiteres immer über aktuelle Ausstellungen und neue Kunstwerke der Künstler*innen informiert werden kann. Dies sollte man nicht unterschätzen, denn gerade auf einer Plattform wie Instagram passiert in der Kunstwelt viel. Indem man nicht nur den Vermittler*innen, sondern auch den Künstler*innen folgt, die einen interessieren, kann man auf einfache Art und Weise seinen Geschmack bilden und gleichzeitig neue Entwicklungen mitverfolgen.

Sollte ich das Kunstwerk vor dem Kauf vor Ort ansehen?

Ein großes, teilweise noch ungelöstes Problem des Online-Kunstkaufs ist die Tatsache, dass sich analoge Kunst im Digitalen oft nicht hundertprozentig genau darstellen lässt. Insbesondere wenn es um Werke zu einem Preis von mehreren tausend Euro geht, sollte auch eine Online-Galerie das reale Betrachten eines Kunstwerks ermöglichen. Dafür kann es Showrooms geben oder sogar ein persönlicher Besuch abgestattet werden.

Grundsätzlich gilt, dass das reale Erleben von Kunst nicht durch digitale Formate zu ersetzen ist, sondern diese jene lediglich ergänzen. Wenn eine Online-Galerie auch Ausstellungen und künstlerische Aktionen ermöglicht, sollte man sich diese in keinem Fall entgehen lassen. 

Welche Bedeutung haben NFTs für die Kunstwelt?

Im Kontext von NFTs wird häufig von einer Revolution der Kunstwelt gesprochen. Das ist zugleich richtig und falsch. Durch NFTs ergeben sich viele Chancen, insbesondere für Künstler*innen, die in der oft schwer verkäuflichen Medienkunst zu Hause sind. 
Gleichzeitig sind sie von Anfang an ein Spekulationsobjekt: Auch wenn sie neue Käufer*innen für den Kunstmarkt gewinnen, geht es nicht selten vor allem um ein finanzielles Investment als um ein tatsächliches Interesse an der Kunst. Auch das hat selbstverständlich eine Legitimität, sollte aber nicht der einzige Antrieb des Kunstmarktes sein. 
Es ist davon auszugehen, dass NFTs irgendwann ein gängiges Mittel sein werden, um zum Beispiel die Authentizität eines Werkes zu zertifizieren. Wer sich für sie interessiert, sollte ähnlich wie bei allen anderen Online-Galerien auf den gesunden Menschenverstand vertrauen und mit Verkaufsplattformen arbeiten, deren ernsthaftes Geschäft-Anliegen man ansieht. Da man die Blockchain, die für NFTs benötigt wird, nicht selbst auf Servern bei sich zu Hause speichern kann, sollte man sich zusätzlich sicher sein, dass die Firma nicht nur geschäftstüchtig ist, sondern dass auch für den Fall einer Insolvenz ein Übernahmeplan vorgesehen ist.

Wie verhält es sich mit dem Kunstkauf in Krisenzeiten?

Pandemie, Krieg, Inflation – wir sind nicht vor Krisen gefeit. Es sind Zeiten, in denen Kunst am wenigsten und am meisten zugleich gebraucht wird. 
Obwohl Kunst auf den ersten Blick nicht existenziell scheint, ist sie doch oft eine Möglichkeit, Menschen Lebenswillen zurückzugeben, nicht zuletzt, weil sie ein Medium für Diskurs und Protest bieten kann. In keinem anderen Bereich werden Lebensumstände und Situationen derart verarbeitet und reflektiert. 
Wenn auch viel harmloser, ist es ein bisschen mit der Maus aus dem Kinderbuch „Frederick“ zu vergleichen: Frederick sammelt über ein Jahr Eindrücke, Farben und Licht, während alle anderen Mäuse Essensvorräte für den Winter anlegen. Was erst von seinen kritischen Mitgenoss*innen als unsinnig und überflüssig erachtet wird, entpuppt sich zuletzt als die eigentliche Rettung im Winter. Zu guter Letzt kommt die Mäusegruppe nur dank der Sammlung von Licht und Farben von Frederick ohne lähmende Trauer durch den grauen Winter.

Blick in den Ausstellungsraum von Peter Piek in Karlsruhe
Ausstellung "SOLO – im August: Peter Piek" im Sommer 2022 in Karlsruhe, organisiert von ato (Foto: Sebastian Heck)

Fazit und letzter Hinweis

Zum Schluss ein Hinweis, der bei einer Kaufentscheidung für ein Kunstwerk grundlegend ist: Mit der Arbeit sollte man ein gutes (das heißt nicht zwingend positives) Gefühl oder auch eine starke Emotion verbinden. 
Kunst in den eigenen vier Wänden ist eine persönliche Erfahrung, etwas ganz Besonderes, denn im Alltag kann Kunst die eigenen Emotionen aufgreifen und Gedanken fließen lassen. Zwar ist es schwer in Worte zu fassen, doch im besten Fall sollte die Kunst, die erworben wird, „etwas mit einem machen“, und sei es nur das Auslösen purer Entspannung. Es ist ein Mehrwert, der nicht zu unterschätzen ist – und bei dem es dann eigentlich auch egal ist, ob ein Zertifikat vorhanden ist oder der Marktpreis des Kunstwerks langfristig steigt.

ato ist eine Kunstplattform, die Kunst online verkauft, persönlichen Kontakt ermöglicht und Kunst auch offline in Ausstellungen erlebbar macht. Sie versucht die Vorzüge einer Online Galerie und einer klassischen Galerie zu vereinen. Hinter ato steckt die Vision den Kunstmarkt fairer zu gestalten, ein Grund also auf der Homepage (ato.vision) vorbei zu schauen.