Oh du fröhliche Konsumzeit – Atelierbesuch bei der Künstlerin Stephanie Senge

Ob Atelierbesuche bei Künstler*innen, Verabredungen mit Kreativschaffenden oder Gespräche mit Kunstinteressierten – wir wollen über Kunst reden! Dieses Mal mit der Konsumkünstlerin Stephanie Senge in ihrem Wohnatelier in Berlin-Wedding.

Besuch im Wohnatelier der Künstlerin Stephanie Senge in Berlin-Wedding. Film und Schnitt Martin Mannweiler, Support Sebastian Heck, Interview Norina Quinte.

Endlich wieder Dezember! Endlich wieder diese schnuckelige Weihnachtszeit, in der man es sich zu Hause bei Kerzenschein und Tee gemütlich machen kann, ein Buch liest und Lebkuchen speist. Endlich wieder Weihnachtsmarkt, Glühwein, Lichter und strahlende Kindergesichter. Endlich wieder Mariah Carey, Wham! und Michael Bublé. Endlich wieder Geschenke für die Liebsten shoppen, Weihnachtsfeiern, Familienbesuche und sich den ganz großen Emotionen hingeben, die diese Zeit mit sich bringt. Weihnachtszeit, du schöne, überfordernde Zeit!

Diese Momente bergen jedoch auch die Chance auf Reflexion und Distanzierung unseres Konsums. Schließlich werden uns an Weihnachten, Ostern, am Valentinstag und an Halloween an jeder Ecke Konsumprodukte übermäßig angepriesen. Brauche ich das wirklich? Ist das nicht alles zu viel und vollkommen übertrieben? Was will ich? Wenn diese Fragen in den Sinn kommen, erkennt man ziemlich schnell, dass man als Konsument oder Konsumentin nicht ohnmächtig ist, sondern entscheiden kann, was und wie man konsumieren will, sofern man dazu über die Mittel verfügt.

Konsum als Self-Empowerment. Das praktiziert die Künstlerin Stephanie Senge in ihrer Kunst. Sie geht damit so weit, dass sie sich selbst als Konsumkünstlerin bezeichnet und ihr weibliches Publikum als „starke Konsumentinnen“ anspricht. Es sind nämlich vor allem Frauen, die die wichtigste Zielgruppe der Werbeindustrie bilden. Senge sammelt Konsumprodukte aus verschiedenen Ländern. Darunter haben es ihr jene Produkte angetan, die mit Gefühlen und Emotionen werben. Kosmetik- oder Lebensmittelprodukte beispielsweise, die „happy“ machen sollen oder dabei helfen, die „innere Ruhe und Balance“ zu finden. In ihrer Produktbibliothek arrangiert Senge die Produkte nebeneinander und ermöglicht somit Vergleiche, die die Absurdität der Werbeversprechen entlarven –Medienkritik vom Allerfeinsten. Es geht ihr jedoch vor allem darum, aus der Opferrolle der Werbeindustrie herauszutreten und dem Publikum das Selbstbewusstsein zu geben, ganz bewusst konsumieren zu können.

Gerade in der Weihnachtszeit können wir uns darauf besinnen, was uns wirklich wichtig ist und in welchem Maße wir konsumieren möchten. Für mich sind das Honigprinten, erzgebirgischer Deko-Kitsch und das Weihnachtsessen mit Freunden und Familie. In diesem Sinne: „I don’t care about the presents“.

Mehr Infos und Kunst von Stephanie Senge auf ato.vision und auf Stephanie Senges Homepage.