Schon beim Schreiben der Überschrift hat es sich leicht in mir zusammengezogen, da ich mit diesem Text das Klischee der Dialektik schlechthin öffne: Kopf vs. Herz, Verstand vs. Schmerz, Kalkül vs. Gefühl und so weiter. Spätestens seit dem Zeitalter der Aufklärung haben Menschen gelernt, ihren Verstand sehr ernst zu nehmen.
Bis vor einigen Jahren herrschte noch das Klischee des emotionalen Künstlers vor. Heute bestimmen Theorie und Wissenschaftsdiskurs viele Bereiche der Kunst. Typischerweise werden jegliche Themen in der Kunst durch abstrakte Meta-Texte aufgeladen. Manchmal habe ich das Gefühl (ha!), dass das die Kunst ganz schön verkopft. Als würden die Menschen den Zugang zu ihrer Intuition verlieren. Wir werden darauf konditioniert, Ausstellungen mehr mit dem Verstand als mit dem Gefühl wahrzunehmen.
Versteht mich nicht falsch – ich bin nicht für ein Verwischen von Wahrheit und Rationalität durch Gefühle. Jedoch lässt der Versuch, alles mit dem Verstand begreifen zu wollen, den wichtigen Faktor Mensch außen vor: seine Fehlbarkeit, seine Neigung danach, Bedürfnisse zu befriedigen, sein Wunsch danach, einfache Lösungen für komplexe Fragen zu finden (wie es auch der Populismus der neuen Rechten suggeriert). Die Frage nach der Evaluierung einer Ausstellung impliziert also meistens, dass man jetzt etwas Schlaues sagen sollte. Geben wir jedoch nur dem Denkapparat im Oberstübchen Raum, riskieren wir vor allem eins: Wir werden herzlos.