Die ato-Kunstagentin Elisabeth Kuon und ato-Crewmitglied Martin Mannweiler haben Axel Philipp in seinem Atelier besucht und über seine Kunst geredet – ein sehr sehenswertes Videoporträt! Hier erzähle ich, wie ich zum ersten Mal auf eine Arbeit von Axel Philipp traf.
Ich wohne in der Karlsruher Weststadt. Auf dem Weg zu meinem Supermarkt, kam ich immer an einem merkwürdig aussehenden weißen Bobbel vorbei, der aus einer Hauswand herauszuquellen schien. Offensichtlich fehlte dort ein Klinkerstein, an dessen Stelle dieses weiße Etwas eingesetzt wurde. Lange Zeit lief ich daran vorbei, ohne den Bobbel wahrzunehmen. Doch als ich ihn das erste Mal wahrnahm, war ich von der strahlend weißen Oberfläche so fasziniert, dass ich sie streicheln musste. Es war Gips, der sich angenehm weich und glatt anfühlte. Ab diesem Zeitpunkt hielt ich immer wieder dort an, berührte den Handschmeichler, schmunzelte und grübelte über seine Funktion. Lange war ich der festen Überzeugung, dass er einfach ein besonders schöner Abstandshalter für Fahrräder war, der die Hauswand schützen sollte.
Dann lernte ich den Künstler Axel Philipp kennen. Er hatte den Bobbel angefertigt und dort eingesetzt – einfach so, als künstlerisches Objekt, um eine Lücke in der Hauswand zu füllen und als Eingriff in die unmittelbare städtische Umgebung. Und dann lernte ich auch, dass Axel Philipp viele solcher Handschmeichler, genannt APPs, herstellt. Die Abkürzung APP steht zum einen für „Axel Philipp Plastics“. Zum anderen lehnt sie sich an den Begriff „mobile Apps“ an, eine Software, die wir alle von unseren Smartphones kennen. Somit sind Axel Philipps APPs besondere Informationsträger, die, entgegen der digitalen Software, die Aufmerksamkeit zurück auf das sinnliche und physische Erleben von Wirklichkeit richten.
An Axel Philipps künstlerischen Arbeiten liebe ich, dass sie aus dem Alltag heraus entstehen, oft per Zufall und mit viel Humor. Seine Arbeiten verdeutlichen die Kostbarkeit des Alltäglichen, irritieren beim Betrachten, regen zum Nachdenken über vermeintliche Selbstverständlichkeiten an. Und eben das ist ein enormes Potenzial der Kunst: spielerisch die Welt und uns selbst in ihr zu hinterfragen.
Die APP in der Karlsruher Weststadt wurde leider entfernt. Aber wer weiß wo und wann der nächste Gipsbobbel seinen Platz in der Stadt findet?