Kunst Meme

Die Kunst des Kunst-Erklärens

An dieser Stelle gibt es regelmäßig Memes von unserem Lieblings-Art-Meme-Account Freeze Magazine. Kommentiert werden sie von Helena Kühnemann, Autorin und Künstlerin aus Berlin.

Heute geht es um die Rolle vom Erklären im Kunst-Kontext. In der modernen Kunst scheint es extrem wichtig geworden zu sein, die eigenen Werke ausführlichst zu erklären. In manchen Ausstellungen bekommt man sogar den Eindruck, dass die Erklärung, Meinung und Haltung des:der Kunstschaffenden wichtiger als die Kunst selber geworden ist. Wir befinden uns nämlich im Century of Concept. Heute geht es um den konzeptuellen Hinterbau, die Theory, die Artistic Research. 

Wie funktionieren eigentlich gegenwärtige Ausstellungsbeschreibungen? Aufwendige Vermittlungsprogramme sind eh out, also geht’s zurück zum guten, alten Text. Der hängt dann am Eingang, oder wird auf Umweltpapier im Raum verteilt. Wenn es ein Budget gibt, reicht es auch manchmal für ein fancy Ausstellungsheft oder eine Publikation. Es gibt ein Rezept für Ausstellungstexte, das man ganz einfach befolgen kann. Hier kommt der Key zu jeder guten Ausstellungsbeschreibung:


I Man ist einfach charming und schreibt aus dem Bauch heraus. Am besten innerhalb des akademischen Viertels schreiben, schnell eine PDF draus machen. Fertig. Darf auch poetisch sein.

II Theorie flexen ist wie die Einordnung eines Selbst zum Avantgarde-Gelehrten. Was immer geht: Deleuze zitieren. Damit fühlt sich garantiert der Großteil des Publikums ein Level dümmer und man kann gezielt aussieben, mit wem man auf demselben geistigen eye Level spielen kann. Das gilt noch immer als trés chic. Dafür kann man auch einen anderen weißen Denker (no gendering needed) des letzten Jahrhunderts nehmen. Einfach Foucault, Derrida, Lacan, Guatarri, oder Zizek für die Arbeiten sprechen lassen. Wichtig: 80% Zitat, 20% selber denken.

III Oder man wird einfach Maler*in. Dann kann einfach die Kunst das Sprechen für einen übernehmen.

Mehr witzige Kunst-Memes von Cem A. auf @freeze_magazine.