Burn out in der Kunst

Ein Burn-Out wartet hinter jeder Ecke

An dieser Stelle gibt es regelmäßig Memes von unserem Lieblings-Art-Meme-Account Freeze Magazine. Kommentiert werden sie von Helena Kühnemann, Autorin und Künstlerin aus Berlin.

Ich habe gerade mein Kunststudium abgeschlossen. Verglichen mit anderen Studiengängen lässt so ein Kunststudium die Regelstudienzeit wie ein überholtes Gesetz und Hausarbeiten wie eine Bürde der Frechheit aussehen lassen. Was habe ich dort eigentlich gelernt? Wir haben vor allem viel nachgedacht. Über Foto-Rahmen, Ace-Paintings,  also Malereien, die mindestens so kryptisch sind wie Sneaker, Cyborg-Theorien und die Wirkung von Stühlen im Raum.
Daraus soll ich nun etwas machen, das entweder den Markt oder den Diskurs-Markt bedient. Dafür müsste ich ein eigenes, persönliches Thema mit gesellschaftlich- und politisch aktuellen Kontexten aufladen. Das soll dann wiederum in die große Öffentlichkeit getragen werden, um Persönliches anzustoßen. Ich bin also gleichzeitig Produzentin, indem ich Inhalte schaffe und Konsumentin, indem ich das, was ich herstelle, mir selber reinziehe. Das macht mich zu einer sogenannte Prosumer*in. Der Begriff klingt wie ein Cyborg-Charakter und beschreibt die kreative Verwertungsindustrie, in der es keine Grenze mehr zwischen Privatem und Öffentlichkeit gibt. Dabei unterwirft sich alles irgendwie “der Arbeit”, mit dem Ziel “Erfolg” in Form von “Anerkennung” zu bekommen und sich “wertvoll” zu fühlen. Die Dichte an Anführungsszeichen schreit förmlich nach einem Zynismus, der nicht anders kann, als die Arbeitsökonomie zu kritisieren, während er sie reproduziert. 
Die Vorstellungen einer Karriere als Laufbahn, in der ich eine bestimmte Menge an Fertigkeiten erwerben muss, um die Karriereleiter empor zu klettern, hat sich in die Idee von Arbeit als eine Aneinanderreihung von Projekten umgewandelt.

Also zurück zum Anfang; dem Ende; dem Abschluss: die große Reue, der Wunsch nach einem “normalen” Studiengang, der einem eine eindeutige Perspektive gibt.
Schaut man sich diesen Arbeitsmarkt an, also über den kreativen Teil hinaus, sind diese kreativen Institutionen vielleicht gar nicht so eine aussichtslose Schmiede. Sie lehren von den Bedürfnissen der Gesellschaft nach Affekt-Befriedigung, Performanz, Kreativität, Flexibilität und Kommunikation. Wir werden in unseren Soft Skills geschult, werden kulturalisiert, sensibilisiert und für Diskurse geöffnet. So habe ich doch „marktgängige Qualitäten“ gelernt, auch wenn die Benennung und Messbarkeit dieser lange nicht so eindeutig sind. 
Das Burn-Out wartet vermutlich in allen Bereichen der Gesellschaft auf uns, wenn wir nicht einen Weg finden, das mit “der Arbeit” und “der Anerkennung” anders zu lösen.
Dafür muss man nicht erst Jura studieren.

Mehr witzige Kunst-Memes von Cem A. auf @freeze_magazine.