Daniele, in welchen Momenten hast du es bereut, Künstler zu sein?
Bei meinem letzten Umzug – so viel Stuff
Von welchem Kunstwerk warst du das letzte Mal ergriffen?
Bei Procession von Nicole Eisenman im Brandhorst Museum in München. Sie hat ein super gutes Gefühl für vielfältige Gesichter und Gestalten. Ich bin an so vielen Details hängen geblieben und es war einfach nur schön, dort zu sein und die verschiedenen Figuren zu betrachten.
Welche Ausstellung fandest du zuletzt sehr gut?
Die Ausstellung von Zsófia Keresztes in der König Galerie in Berlin. Die wabbeligen und juicy Formen machen total Spaß.
Zu welcher Tageszeit kannst du am besten arbeiten?
Nachmittags!
So sieht das also in einem Künstler-Atelier aus: Anlässlich des Interviews hat Fotograf Sebastian Heck Daniele im November in Würzburg besucht.
Was war die lustigste Reaktion auf deine Kunst?
Silver Observer, eine Arbeit, die ich auf eine MDF-Platte gemalt habe, besteht aus drei Figuren mit Umhang, deren Gesichter naiv in die Platte geschnitzt sind. Ein Betrachter meinte, dass es aussähe wie die Restaurierung von Ecce Homo.
Welche*r Künstler*in ist dein guilty pleasure?
Gustave Doré. Ich liebe die triste und mystische Stimmung, die er in den Illustrationen von Dantes Inferno erzeugt. Allerdings glaube ich weder an Gott noch an die Hölle, weswegen es mir schwer fällt, die Bilder unbefangen anzuschauen. Auch weil diese zu einem gewissen Grad für Missionierungszwecke verwendet werden konnten. Für einen Menschen, der an die Hölle glaubt, müssen Dorés Illustrationen mit Sicherheit ziemlich krass sein. Mir ist klar, dass fast alle Künstler*innen aus den letzten Jahrhunderten von Menschen in sehr hohen Machtpositionen gefördert wurden und dass das Christentum geschichtlich betrachtet für viel Leid Verantwortung trägt. Deswegen ist es für mich wichtig, die Künstler*innenperson, die ich aus dieser Zeit bewundere, auch kritisch zu betrachten.
Nichtsdestotrotz kann ich das Buch Wilde Reise durch die Nacht von Walter Moers empfehlen: Moers hat die Bilder von Gustave Doré als Anlass genommen, eine Geschichte um 21 seiner Werke zu konstruieren.
Was hast du in letzter Zeit neu gelernt?
Letztes Jahr habe ich angefangen, Musik zu produzieren, wofür ich mir viele Dinge angeeignet habe. Und ich bin gerade dabei, mich in die Frontend-Welt einzuarbeiten.
Welche Frage zu deinen Arbeiten kannst du nicht mehr hören?
„Was möchte uns der Künstler damit sagen?“
Ich erkunde auf malerische und skulpturale Weise meine eigenen Emotionen und Stimmungen. Aus diesem Grund gibt es bezüglich meiner Arbeit keine plakative Aussage, die man treffen kann. In der Frage schwingt für mich eine gewisse Erwartungshaltung mit, dass es irgendwelche versteckten Hints und größeren Bezüge in meinen Werken geben müsste – da sind keine, sorry.
Für diese Reihe bitten wir die Künstler*innen immer, uns ein Selfie ihrer Wahl zuzusenden.