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Das Atomkraftgegener-Logo, eine lachende rote Blase auf gelben Hintergrund entfremdet mit dem Slogan: Institutional Critique? No thanks

Institutionskritik? Nein Danke.

An dieser Stelle gibt es regelmäßig Memes von unserem Lieblings-Art-Meme-Account Freeze Magazine. Kommentiert werden sie von Helena Kühnemann, Autorin und Künstlerin aus Berlin.

Vor einem Monat sagte Harald Schmidt im Deutschlandfunk, er fände das Humboldforum „cosy“. Die Sendung wurde von dort aus live übertragen, wo ein paar Wochen zuvor noch Klaas Heufer-Umlauf Stühle klaute, nein, er eignete sie sich an, als Antwort auf den Kolonialismus und als Geste der postkolonialen Kritik.
Institutionskritik zeigt sich in Gesten, Eingriffen und Veränderungen des Bestehenden. Sie soll irritieren, Museen und alle Fachleute drumherum stören, Fehler im System aufzeigen. 
Für jene etablierten Ordnungen hingegen ist es einfacher, auf Andere zu zeigen, als sich eigene Fehler einzugestehen. Es ist leichter, andere Missstände zu kritisieren, als die eigenen anzuerkennen. 
Deswegen ist gerade die Kunst das Schlachtfeld der Ambivalenzen: So werden bis heute hyperkritische Inhalte stets innerhalb jener veralteten Machtstrukturen produziert – unter anderem Ausstellungen, die Privilegien hinterfragen, in Räumen, die nur für Privilegierte zugänglich sind. Es gibt viele Beispiele wie dieses. 
Institutionskritik ist meistens die Arbeit der Anderen, nicht der Institutionen selbst. Die Anderen sind oft die Marginalisierten. Deren Ziel ist, neben dem Kritisieren um seiner selbst willen, eine Veränderung und die Anerkennung jener, die weniger Macht und Reichweite haben, um gehört zu werden. 
Am einfachsten geht dies noch immer im Netz, wo man sich hinter seiner Tastatur verstecken kann. Wo Stellvertreter-Kämpfe geführt werden, und wo die eigentlichen, scheinbar unanfechtbaren Missstände Aufmerksamkeit erregen. Aber auch hier beißt sich die Katze selbst in den Schwanz, ohne dabei zu merken, dass sie eigentlich die ganze Zeit im Kreis läuft.

Mehr witzige Kunst-Memes von Cem A. auf @freeze_magazine.