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Eine Cartoonhand öffnet eine Schublade auf der "Excuses" steht, dem Bild ist eine Überschrift hinzugefügt, die lautet: "We need structural change", The art world:

Sorry, aber: Über Wandel in einer Entschuldigungsgesellschaft

"Sorry seems to be the easiest word" – zumindest in der Kunstwelt. Wie Routine für Trägheit sorgt und somit das progressive Potential von Kunst verspielt. Lesedauer: 2 min

Gesellschaftlicher Wandel braucht Protest, Aufstand, Sichtbarkeit. Auch die Kunst arbeitet sich regelmäßig an Zukunftsvisionen und progressiven Positionen ab, zur Zeit vielleicht so viel wie noch nie. Durch die Aufmerksamkeit und Debatten, die sie generiert, kann die Kunst eine Zündkerze für den gesellschaftlichen Motor des Wandels sein. Doch was bedeutet das konkret für die Kunstwelt?

Wandel entsteht nicht nur durch einzelne Positionen, Individualisierung und Spezifizierung – Wandel braucht Masse.
Ein struktureller Wandel bedeutet allerdings auch, dass Menschen in Machtpositionen wie Kurator*innen, Direktor*innen, große Sammler*innen und Institutionen in der Lage sein müssen, sich selbst zu kritisieren und das System von innen heraus zu ändern. Wandel bedeutet also nicht nur Ermächtigung, sondern auch möglicherweise Machtverlust. 

Never change a running system: Routine schafft häufig eine Trägheit, die es schwierig macht, Veränderung zu denken und vor allem in die Praxis umzusetzen.
Da geht man doch lieber den gemütlichen Weg. 

„Sorry“, ist die einfache und auch höfliche Variante, nichts zu tun, alles beim Alten zu lassen, sein eigenes Verhalten – unreflektiert – zu entschuldigen. Die Geste der Entschuldigung wird so inflationär genutzt, im Privaten wie im Öffentlichen, dass sie kaum noch dem ehrlichen Eingeständnis eines Fehlers gerecht wird. Ob man zu spät zur Verabredung kommt, weil man zu spät losgegangen ist, oder zu viele weiße Führungspersonen in staatlichen Institutionen an der Spitze hat, folgt der selben Logik: Es finden sich gute Entschuldigungen und Ausreden, alles so zu belassen, wie es ist – und damit sogar immer wieder durchzukommen. 
„You could say that the reason the art world isn’t ready to change structurally is because the rest of the world isn’t going to go with it… or you could stop making excuses.“ (Zitat von Grace DeVies)

An dieser Stelle gibt es regelmäßig Memes von unserem Lieblings-Art-Meme-Account Freeze Magazine. Kommentiert werden sie von Helena Kühnemann, Autorin und Künstlerin aus Berlin. Mehr witzige Kunst-Memes von Cem A. findet ihr auf @freeze_magazine.