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Der Künstler Kilian Kretschmer bei einem Selfie machen.

Fragen an den Künstler Kilian Kretschmer

Ein Klischee besagt, dass Künstler*innen ungern über sich und ihre Kunstwerke sprechen. In unserer Reihe "Und du so?" fragen wir sie trotzdem. Lesedauer: 2 min

Kilian, würdest du sagen, dass man dir ansieht, dass du Künstler bist?

Nein. Ich trage keinen besonderen Hut, habe keinen lustigen Bart und auch keine spezielle Frisur oder Brille, an der man mich eindeutig als Künstler erkennen könnte. Vielleicht sollte ich häufiger das K-Shirt tragen:

Zusammengelegtes weißes T-Shirt bei dem die Armausschnitte nur auf der rechten Seite vernäht sind.
Eine Frau trägt ein weißes T-Shirt bei dem die Armausschnitte nur an der rechten Seite vernäht sind.

Die Performance Clothing Kollektion ist inspiriert von den Essentials klassischer Modelabels und wird als kommerzielles Kunstwerk gehandelt. Das K-Shirt ist aus 100 % Baumwoll-Jersey handgefertigt und jede Größe ist ein Einzelstück. Das Shirt zu tragen ist eine Performance. © Kilian Kretschmer

Wie beschreibst du deine Kunst einem 5-jährigen Kind?

„Das ist ein Video von einem Auftritt, bei dem ich zwischen mir und dem Publikum eine Mauer aufbaue. Ich zeige mit dem Kunstwerk, wie es sich für mich anfühlt, beobachtet zu werden. Damit es im Video auf der Mauer so aussieht, als ob ich vor dem Publikum stehe, habe ich einen alten Effekt verwendet.
In Wirklichkeit stehe ich nämlich ganz alleine hinter der Mauer. Der Titel ist Superposition. Cool, oder?“

Superposition ist eine Videoperformance des Künstlers, die seit 2008 an verschiedenen Orten gezeigt wird – wie zuletzt im Rahmen des Kunst- und Wissenschaftsfestivals WERKstattPALAST, bei dem diese Aufnahme entstanden ist. © Kilian Kretschmer

Wie erlebst du Neid in der Kunstszene?

Neid führt zu Qualitätsverlust. Ich verstehe schon, dass sich Protz und Prunk besonders gut verkaufen lassen, aber Probleme löst das nicht. Im Gegenteil, es wirft ein schlechtes Bild auf die Kunst und auf die Kunstszene, wenn Kunst nur als Statussymbol verstanden wird.

Was hast du in letzter Zeit neu gelernt?

Springseil springen. Das geht fast überall und braucht nicht viel Zeit. Man bekommt ein gutes Körpergefühl und es hält fit, was bei der ganzen Schlepperei als Künstler enorm wichtig ist.

Welcher Kritik an deinen Arbeiten musstest du dich bisher stellen?

„Technik steht im Vordergrund“. Was soll ich sagen, ich bin ein Tekkie. Also immer her mit der ganzen High-Tech, ich mache daraus hohe Kunst.

Was hilft dir, dich zu entspannen?

7,5 Stunden guter Schlaf.

Ein großer rechteckiger Screen auf einer Ausstellung, der eine optisch gequetschte Limousine zeigt.
Kilian Kretschmer, Squeeze, 2023. Das Video lässt eine Stretchlimousine absurd kurz erscheinen. Kretschmer setzte sich in seiner Videoinstallation inhaltlich mit Fragen von Protz, Reichtum und Verzerrung von Besitz- und Bildverhältnissen auseinander. © Sebastian Heck
Ein kleiner Röhrenfernseher zeigt ein Video von Kilian Kretschmer.
Copy, Kilian Kretschmer, 2021, Videoinstallation. Ein Sticker mit der Aufschrift Copy klebt auf einem Monitor. Es läuft ein Video von dem Sticker selbst, wie er auf einem Monitor klebt. Hierdurch entsteht ein Videofeedback. © Kilian Kretschmer
Der Künstler Kilian Kretschmer baut eine Videoinstallation auf.
Rest, Kilian Kretschmer, 2017, Videoperformance. © Kilian Kretschmer
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Für "Und du so?" Fragen wir Künstler*innen immer nach einem Selfie. © Kilian Kretschmer

Kilian Kretschmer studierte von 2005 bis 2011 an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Charakteristisch für seine Arbeiten ist die spielerische Auseinandersetzung mit Aufnahme- und Übertragungsmedien, aus welcher die Befragung vermeintlicher Wahrheiten hervorgeht. Wie verändert sich das Erlebte durch Reproduktion oder Duplizierung? Vor dem Karlsruher Kulturstipendium 2013 war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe, Baden-Württemberg.

Kilian Kretschmer wird von der Kunstplattform ato vertreten. Weitere Informationen über ihn und eine Übersicht seiner Werke gibt es auf seinem dortigen Profil.